Montag, 1. Juli 2013

Vorbericht in der Neuen Westfälische in Bielefeld zur Universiade

Auftrumpfen in Kasan

TISCHTENNIS: Bielefelder Studentin und Zweitligaspielerin fährt zur Universade


26.06.2013 
VON JOHNNY DÄHNE

Selbst am Brunnenrad klappts mit dem Ball | FOTO: JOHNNY DÄHNE


Bielefeld. Locker-lässig tippt Katharina Michajlova die kleine Zelluloid-Kugel mit ihrem Tischtennisschläger auf dem Rand des Altstadt-Brunnens auf und ab, findet dabei spielerisch noch die Zeit, unverkrampft in die Kamera zu lächeln. Ein guter Test für die Deutsche Nummer 30, denn ein Vielfaches an Objektiven wird ab dem 6. Juli bei der Universiade im russischen Kasan auf die Bielefelder Studentin gerichtet sein.




"Ich freue mich riesig auf die Universiade, aber ich versuche bereits, die Erwartungen an Kasan herunterzuschrauben. So, wie vor zwei Jahren in China kann es einfach nicht noch mal werden", sagt Katharina Michajlova. Die 24-jährige, die Sozialwissenschaften und Psychologie im sechsten Semester studiert, vertrat damals die deutschen Farben in Shenzhen. Dort wurde den Sportlern jeder Wunsch von den Augen abgelesen. Alles war perfekt. "Ich muss mir jetzt wieder selbst die Tür aufmachen, es gibt keine extra eingerichtete Fahrspur auf der Straße, keinen Extra-Eingang, und meine Waschmaschine wird sich nicht so über meine dreckige Wäsche freuen, wie es die Chinesen im Waschsalon getan haben", schrieb Michajlova 2011 in ihrem privaten Internet-Blog zu der Universiade.

Einen Blog wird sie auch dieses Mal wieder schalten, auch wenn sie in Russland so viele Annehmlichkeiten erwartet. Sportlich will die im ukrainischen Cherson geborene und mit vier Jahren nach Deutschland gekommene Athletin ähnlich wie in China mit dem Einzug in die Runde der letzten 32 überzeugen, wobei sie weiß, dass viel von der Auslosung abhängen wird. "Länder wie China, Japan oder auch Frankreich nehmen die Universiade sehr ernst und schicken teilweise Spieler aus den Top Ten der Weltrangliste zu dem Turnier. Gegen die hat man dann eigentlich keine Chance", sagt Michajlova, die auch im Doppel und im Mixed antreten wird. Dass diese Spieler von Weltniveau dann meist nur an einer Universität eingeschrieben sind und "nicht so gewissenhaft studieren wie ich" (Michajlova schmunzelnd), steht auf einem anderen Blatt, oder in diesem Fall: auf einer anderen Platte.

Dass Studium und Tischtennis auf internationalem Niveau nicht vereinbar sind, diese Erfahrung machte Katharina Michajlova bereits. Als Kind und später als Jugendliche war sie sechs Jahre in den Sportinternaten Heidelberg und Düsseldorf, wo Tischtennis ihr Lebensmittelpunkt war. "Als Topathlet trainiert man fünf bis sechs Stunden am Tag. Mir war schon früh klar, dass ich unbedingt studieren wollte und nicht nur auf Tischtennis setze.

Dort ist es aber so, dass die Trainer meist nur Spieler akzeptieren, die ihren Tagesablauf voll nach dem Sport ausrichten", sagt die 24-Jährige, die mittlerweile in der "Orangenkiste", Bielefelds bekanntestem Uni-Wohnheim, zuhause ist. Klar, dass die hochwertige Ausbildung ihr heute als Zweitligaspielerin zugute kommt. Fünf Jahre spielte sie für die SG Marßel Bremen, ehe sie ab der kommenden Saison für den TuS Bad Driburg an die Platte geht. Doch jetzt steht für die fließend Russisch sprechende Katharina erst mal Kazan an, wo sie bei der insgesamt 150 Sportler umfassenden deutschen Delegation auch andere Sportarten besuchen möchte.

"Leichtathletik, Basketball und Beachvolleyball waren in Shenzhen super. In Kasan werde ich mir das auch wieder anschauen", sagt Michajlova. Dass Tischtennis unter den insgesamt 26 dort auszutragenen Sportarten, ähnlich wie in Deutschland, nicht im vordersten Fokus des öffentlichen Interesses steht, ficht die kesse Rechtshänderin nicht an: "Das stört mich überhaupt nicht. Ich freue mich einfach darauf, dabei sein zu dürfen."

(Quelle: Neue Westfälische Bielefeld)

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